Burnout und Achtsamkeit

“Die Praxis der Achtsamkeit führt in mehrfacher Hinsicht zum Gegenteil von dem, was Burnout kennzeichnet: Der Erschöpfung steht die Kultivierung von innerer Ruhe und Gleichmut als Kraftquelle gegenüber. Bei einer bruchstückhaften und verzerrten Wahrnehmung der Welt klärt und erweitert Achtsamkeit den Blick auf die Realität. Statt zu fliehen, hält man inne, um zu bemerken was ist. Statt sich zynisch zu verschließen, kann man sich wohlwollend öffnen, und anstatt sich selbst zu vergessen, erinnert man sich an seinen Körper und seine Bedürfnisse. Anstatt das Wesentliche aus den Augen zu verlieren, behält man Klarheit darüber, was wichtig ist. Statt besinnungslos und automatisch zu funktionieren, ist man in einem Zustand der Achtsamkeit mit allen Sinnen wach und lebendig präsent und sich dessen bewusst, was man tut oder aber unterlässt 


Harrer (2013) Burnout und Achtsamkeit

Mit Achtsamkeit Burnout vorbeugen: Sieben Ansatzpunkte

  1. Wahrnehmung des Körpers  und seiner Bedürfnisse und seine Einbeziehung als Quelle von Wissen und Wohlbefinden.
  2. Erforschung der Innenwelt, um jene Persönlichkeitsanteile im “inneren Team” zu erkennen und zu kultivieren, die Gesundheit fördern, bzw. jene zu verstehen, die in Richtung Burnout wirksam werden. Wenn es gelingt, sie zu bemerken, ohne mit ihnen identifiziert zu sein, kann man entscheiden, wann man bestimmten Anteilen folgt und wann nicht.
  3. Bewusstheit über Werte und Bedürfnisse, um sie im täglichen Leben umsetzen zu können.
  4. Werteorientiertes Gewichten der Lebensbereiche.
  5. Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz durch Aktivierung entsprechender Anteile des “inneren Teams” und der Ausschöpfung der Gestaltungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz.
  6. Bewusste Gestaltung von Beziehungen u.a. mit Hilfe von achtsamer Kommunikation.
  7. Kultivieren von Glück und Freude.

„Wer sich selbst schützt, schützt andere. Wer andere schützt, schützt sich selbst“. Kann man sich selbst vor Burnout schützen? Kann man andere schützen? Der buddhistische Mönch Nyanaponika, auf dessen Grabstein diese beiden Sätze zu lesen sind, lehrte Geistestraining durch Achtsamkeit. Achtsamkeit bedeutet, sich darüber bewusst zu sein, was von Augenblick zu Augenblick geschieht – im Innen und im Außen. Rechte Achtsamkeit bedeutet darüber hinaus zu bemerken, was für einen selbst und für andere heilsam oder unheilsam ist, was krank macht oder die Gesundheit fördert. So kann Achtsamkeit sehr wohl dabei unterstützen, das eine immer öfter zu tun und das andere immer häufiger zu unterlassen.

Manchmal bringen schicksalhafte Ereignisse und tragische Verluste Menschen an ihre Grenzen. Meist entwickelt sich Burnout aber über einen längeren Zeitraum. Dies geschieht nicht selten ohne dass es von den Betroffenen bemerkt wird. Dabei gibt es einen Zeitpunkt, ab dem man auf fremde Hilfe angewiesen ist und jeder Appell, Achtsamkeit zu üben, überfordern würde. Davor aber gibt es Rastplätze und viele kleine und größere Abzweigungen von der Autobahn, auf der Menschen ins Burnout rasen. Eine Geistesschulung durch Achtsamkeit kann dazu beitragen, sich zu schützen, indem diese Möglichkeiten wahrgenommen und genutzt werden. Nach einem Burnout kann Achtsamkeitspraxis verhindern, wieder auf diese Autobahn aufzufahren und daran erinnern, die Ausfahrten zu nutzen, wenn man auf der Autobahn der Automatismen wieder zu lange mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs ist.”

Harrer (2013) aus dem Vorwort zu Burnout und Achtsamkeit

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