Modelle der Entwicklung (Stufen bzw. Stadien) von Burnout

Ein Modell für helfende Berufe beschreibt vier Stufen der Desillusionierung: Idealistische Begeisterung, Stillstand, Frustration und Apathie (Edelwich & Brodsky 1980).

Das am häufigsten zitierte Modell sind die zwölf Stadien des Burnout-Zyklus (Freudenberger & North 1994, S. 38 bzw. 121-157). Es kann dabei helfen, sich selbst und andere einzuschätzen, wie weit fortgeschritten die Entwicklung eines Burnout ist.

Das erste Stadium – der Zwang sich zu beweisen – beginnt, wenn der Wunsch, etwas Wertvolles zu leisten, zwanghaft wird. Ausgelöst durch übertriebene Erwartungen an sich selbst zeigen sich häufig eine verbissene Entschlossenheit zu Erfolg, Leistung und Eroberung, sowie Gefühle von Einsamkeit.

Im zweiten Stadium – dem verstärkten Einsatz – nehmen der Zwang, sich zu beweisen und die Dringlichkeit der Arbeit zu. Dieser Zwang kann mit Gewissenhaftigkeit, Idealismus und persönlichem Engagement verwechselt werden und zeigt sich in der mangelnden Bereitschaft, Arbeit und Verantwortung zu delegieren, aus der Angst heraus, an Kontrolle, Glaubwürdigkeit und Ansehen zu verlieren.

Wenn im Leben alles außer der Arbeit irgendwie verschwindet, kündigt sich das Stadium drei an: die reduzierte Aufmerksamkeit für sich selbst und die subtile Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse. Kleine Pflichten und Freuden des Alltags werden als unnötige Störungen erlebt, sie werden vergessen und verschoben. Oft kaum merklich verliert man den Humor, trinkt mehr Kaffee oder Alkohol als üblich, isst entweder mehr oder denkt gar nicht ans Essen.

Das vierte Stadiumdie Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen – ist entscheidend für das Verständnis von Burnout. Man spürt zwar den Mangel an Schlaf, Bewegung, Ernährung und Energie, ist verstimmt, nicht auf der Höhe und fühlt sich ausgebeutet. Da dies alles lästig ist und keine Aussicht auf Lösung besteht, wird es auf jede nur mögliche Weise vor sich selbst und anderen verborgen. Die eigenen Bedürfnisse werden zu Gunsten der Arbeit, der Klienten oder der Aufträge als unwichtig hintan gestellt. Alles ist wichtiger als man selbst.

Zu diesem Zeitpunkt erfolgt der Übergang zum Stadium fünf – der Umdeutung von Werten. Die positive Beziehung zu Vergangenheit und Zukunft geht verloren, das Wertesystem bröckelt, Prioritäten verschieben sich, Verwirrung und Desorientiertheit machen sich breit.

Im sechsten Stadiumder verstärkten Verleugnung der aufgetretenen Probleme – nimmt das zur Verschleierung der Probleme notwendige Ausmaß der Verleugnung weiter zu. Wegschauen scheint zum überlebensnotwendigen Bewältigungsmechanismus zu werden. Eines der Hauptsymptome dieses Stadiums ist Intoleranz.

Im Stadium sieben – dem Rückzug werden nach den Bedürfnissen auch die Gefühle nicht mehr wahrgenommen, man zieht sich innerlich von der Umgebung zurück, distanziert sich auch von sich selbst und funktioniert wie ein Roboter.

Im achten Stadium – den beobachtbaren Verhaltensänderungen – kann man nicht mehr zwischen dem unterscheiden, was man am meisten fürchtet – einen Angriff – und dem, was man am meisten braucht – Aufmerksamkeit, Unterstützung, Nähe und Intimität. Man ist überzeugt, dass einen niemand wirklich mag, Besorgnis wird als Kritik oder Angriff interpretiert, man geht Kontakten aus dem Weg. Auch andere Personen bemerken jetzt die Veränderungen der Einstellung in Richtung Zynismus, Desillusionierung und Distanzierung.

Im neunten Stadium – der Depersonalisation und dem Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit – sind die eigenen Bedürfnisse überhaupt nicht mehr spürbar. Was man spürt: Man ist nicht mehr man selbst. Man verliert den Kontakt zu sich selbst, dem eigenen Körper, zu Prioritäten, zur persönlichen Zukunft und zu einer Ahnung davon, was die Vernachlässigung rauben kann und schließlich auch raubt. Das Leben scheint entwurzelt und sinnlos. Im zehnten Stadium – der inneren Leere – fühlt man sich ausgehöhlt, ausgezehrt und leer, nutzlos und erledigt. Mittels kurzfristiger, sinnlicher Befriedigung oder durch Betäubung mittels Arbeit, Alkohol, Drogen und Sex versucht man, dieses beängstigende Gefühl zu vertreiben.

Im zehnten Stadium – der inneren Leere – fühlt man sich ausgehöhlt, ausgezehrt und leer, nutzlos und erledigt. Mittels kurzfristiger, sinnlicher Befriedigung oder durch Betäubung mittels Arbeit, Alkohol, Drogen und Sex versucht man, dieses beängstigende Gefühl zu vertreiben.

Im elften Stadium – der Depression – ist einem schließlich alles egal. Initiative und Motivation sind auf dem Nullpunkt, man will nur noch fliehen und schlafen. Aus Verzweiflung und Selbsthass neigt man zu risikoreichem Verhalten etwa im Straßenverkehr und Sport und Suizidgedanken tauchen auf.

Das zwölfte Stadium – der völligen körperlichen und seelischen Burnout-Erschöpfung – ist lebensgefährlich, es stellt eine handfeste Krise, einen absoluten Notfall dar. Man hat das Recht, wenn nicht sogar die Pflicht, professionelle Hilfe und Behandlung in Anspruch zu nehmen.

Literatur

  • Edelwich & Brodsky (1980) Burn-out: Stages of disillusionment in the helping professions. New York: Human Sciences Press
  • Freudenberger & North (1994, 2012) Burn-out bei Frauen: Über das Gefühl des Ausgebranntseins. (2. Auflage). Frankfurt M: Fischer
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